Second life - Minitrix BR 144


Bei dieser konkreten Lok handelt es sich um ein relativ betagtes Modell der altbekannten 144 083-3. Es stammt jedenfalls noch aus meiner frühen Jugendzeit und musste die ersten "Alterungsversuche" über sich ergehen lassen. Später versuchte ich die üblen Pinselarbeiten mit Pulverfarben abzumildern, aber letztlich war das bei näherer Betrachtung alles Murks.

Dieses Modell ist ein typisches Beispiel für ein stark bespieltes und abgenutztes Modell, so wie es zig 1000-fach zu finden ist.

Der einzige Unterschied:

Es ist mein eigenes Modell und ich selbst habe es aus jugendlicher Unkenntnis falsch behandelt. Zu meiner Ehrenrettung muss ich natürlich auch auf die in den 70er Jahren noch nicht bekannten Airbrush-Techniken, sowie moderner Modellbau-Lackprodukte hinweisen. Zumindest mir blieb damals nur der Pinsel und das "Humbrol"- oder "Revell"-Farbtöpfchen...

Es ist letztlich eine emotionale Fragestellung, welche mich zur Rettung dieser Lok bewegte, denn rational betrachtet wäre das Modell keine Aufbereitung wert gewesen.


Aber die Gehäuseinstandsetzung verstand ich auch als Chance, endlich eine 144 mit weißer Zierlinie und glatten Seitenwänden zu erhalten.
Als Vorbild entschied ich mich für die 144 091-6.

Im Rahmen dieser Aufbereitung wurde das Modell natürlich auch digitalisiert.



Abbildung:


Die 144 091-6 legt sich mit einer für diese Baureihe typischen Silberling-Garnitur in die Kurve. Eine dezente Patinierung unterstreicht diese glaubhafte nachgestellt Situation, wie es bis 1983 beim Vorbild noch alltäglich war.




Abbildung:


Das Foto der Vorbild-Lokomotive stellte mir Herr Ulrich Budde dankenswerterweise zur Verfügung.

Die Aufnahme entstand in München Pasing und zeigt die Lok eindrucksvoll im letzten Betriebszustand. Neben dem weißen Zierstreifen zeigen sich auch sehr gut die glatt ausgeführten Seitenwände der 144 091-6.




Projektvorstellung








Abbildung:


Als Ausgangsbasis diente mir die hier gezeigte 144 von Minitrix. Die zu intensive Patinierung störte mich ganz besondes vor dem Hintergrund des gepinselten Farbauftrags. Die nachträgliche Mattierung milderte die Unsauberheiten meines früheren Handelns zwar etwas ab, aber meine Unzufriedenheit blieb bestehen. 


Instandsetzung und Aufwertung


Zugegebenerweise war mir ein Erfolg zu Beginn der Arbeiten noch nicht wirklich klar. Die zu dick aufgetragenen Kunstharz-Lackschichten bereiteten mir doch einige Probleme während des Abtragens. Dabei darf man nicht vergessen, dass ein Modell in diesem Maßstab ein sehr genaues Arbeiten erfordert, denn selbst kleinere Unebebenheiten "verlieren" sich optisch nicht so einfach, wie es bei größeren Maßstäben der Fall wäre. Es half also nur Geduld und Mut zur Sache.



Abbildung:


Diese Aufnahme zeigt die Herausforderung: 

Der gestrichene Kunstharzauftrag muss bis in die kleinsten Kanten und Ecken restlos entfernt werden.

Dabei sollen auch gleich glatte Seitenwände entstehen, um dem ausgewählten Vorbild der 144 091-6 zu entsprechen. Allerdings mussten dazu jedoch bestimmte Nieten verbleiben. Hier half nur noch das Skalpell, um vorsichtig um diese Nieten "herumzufahren" und auch die Ecken sauber vom Lack zu befreien.





Abbildung:


"Ausgemusterte 144 auf dem Abstellgleis"


Ermöglicht durch den Zwischenstand der Arbeiten, ergab sich diese interessante Szenerie, sozusagen als fotografisches Nebenprodukt.

In sehr ähnlicher Weise dürften beim großen Vorbild viele Lokomotiven dieser und anderer Baureihen auf den baldigen Abbruch gewartet haben.

Im Hintergrund eilt noch die ozeanblaue 144 021 mit ihrem Zug über die Hauptgleise.


Auch diese Aufnahme lässt den Prozess der Lackentfernung erahnen.




Abbildungen:


Frisch lackiert zeigt sich das Gehäuse bereits mit weißem Zierstreifen. Die alte Minitrix-Dachausrüstung wird in einem weiteren Schritt gegen eine feine Dachleitung getauscht.




Abbildungen:


Ein geeigneter Platz für den Digitaldekoder findet sich zwischen Platine und Kopfbereich des Chassis. Für diese saubere Lösung sind nur geringfügige Fräsarbeiten nötig. In der Detailaufnahme ist auch zu sehen, dass der Dekoder eine Aussparung in der Platine erhalten hat.

Der Vorteil dieser Dekoder-Unterbringung liegt in dem problemlosen Aufsetzen des Lokgehäuses, denn der geringe Platz in der relativ kleinen Dachhaube braucht nicht berücksichtigt zu werden. 


Mir persönlich liegt allgemein sehr viel daran, solche Möglichkeiten der Dekoderunterbringung zu realisieren - auch wenn es bisweilen etwas mehr Vorarbeit bedeutet. Auch meine restlichen Minitrix-144 wurden von mir völlig gleichartig digitalisiert. Verbaut ist übrigens ein Döhler & Haass DH10C, sozusagen mein Standarddekoder für soundlose Lokumbauten.





Abbildung:


Der Blick von schräg oben zeigt die neue Dachausrüstung. Auch der Minitrix-Dachschalter nebst Oberleitungs- und Schienensymbol ist natürlich verschwunden. Die Fotoperspektive bringt auch die typischen Lokaufstiege gut zur Geltung, hier von Eichhorn. Neben der kompletten Neubeschriftung als 144 091-6 und weißer Zierlinie, steht die dezente Patinierung der Lok ausgezeichnet. 


Aus einem "alten Rennsemmel-Hobel" ist ein geschmeidig fahrendes Unikat geworden.

Die Zukunft dieses authentisch wirkenden Maschinchens ist jedenfalls per "Second Life" gesichert.