Minitrix 218-Familie mit Tauschplatine


Wer kennt sie nicht, diese zermürbenden Diskussionen rund um den Minitrix-"Zwangsdekoder" und dem damit verbundenen "Zwangssound"? In der Tat beschreitet Minitrix eine von anderen Herstellern deutlich abweichende Digitalisierungs-Philosophie: In den meisten der neueren Minitrix-Konstruktionen allgemein befindet sich der Digitaldekoder und das Soundprojekt als integraler Bestandteil auf der verbauten Lokplatine. In anderen Fällen gibt es die hauseigene MTC-Schnittstelle in Verbindung mit dem Platinensound.


Neben vielen anderen Baureihen ist somit auch die 218 mit diesen Techniken ausgestattet. Darüber hinaus sind ebenso die verwandten Baureihen 215 und 217 im Minitrix-Portfolio vertreten und zeigen sich technisch weitgehend identisch.

Je nach Modell gibt es auch analoge Ausführungen mit MTC-Schnittstelle, so wie beispielsweise die purpurrote 217 001-7.


Allen Modellen dieser umfangreichen Lokfamilie ist jedoch gemeinsam, dass eine nachträgliche Besoundung wegen der MTC-Schnittstelle schwierig erscheint oder die Änderung des Soundverhaltens der werkseitigen Digitalausführung kaum beeinflussbar ist. Das ist für viele Modellbahner ein Ärgernis, denn das unattraktive Sounderlebnis will einfach nicht zu den ansonsten sehr schönen Modellumsetzungen passen.



Deshalb suchte ich für meinen eigenen Bedarf nach einer sauberen Lösung und konstruierte die hier vorgestellte Tauschplatine. 

Im Mittelpunkt steht dabei die Tauschbarkeit eines handelsüblichen DCC-Dekoders mit 6-poliger Stiftleiste. Deshalb gibt es auf der Platine eine entsprechende Schnittstelle nach NEM 651. Darüber hinaus optimierte ich die Platine für den ZIMO-Sound-Dekoder MS 500 N.

Um Zusatzfunktionen zu ermöglichen, befinden sich Lötpads an passender Stelle auf der Platine:


  • Unabhängig und beidseitig schaltbare Zugschluss-Beleuchtung
  • Führerraumbeleuchtung (entsprechend der Original-Platine)
  • Maschinenraumbeleuchtung (wird mit eingeschalteter Spitzenbeleuchtung zugeschaltet)
  • Pufferkondensator 470 uF


Der größte Vorteil ist jedoch die freie Wahl des passenden, vorbildgerechten Soundprojektes.




Abbildung:


Erste Passprobe meiner Prototyp-Platine an der 217 001-7, einer analogen Minitrix-Ausführung aus besagter Lokfamilie.


Ergebnis:

Die Platine sitzt perfekt und auch das Lokgehäuse lässt sich wieder einwandfrei aufsetzen. Dennoch führte ich am Design noch minimale Änderungen durch und bestellte deshalb einen weiteren Satz Platinen für die einheitliche Anwendung an allen meinen 215,- 217,- und 218.




Abbildung:


Die geöffnete 217 001-7:

Gut sichtbar ist die MTC-Schnittstelle mit Brückenstecker für den Analog-Betrieb. Entsprechend beherbergt die hier abgebildete Analog-Platine auch keinen integrierten Sound. Zwar könnte ein MTC-Dekoder zur Digitalisierung verhelfen - in diesem Falle jedoch nur ohne Sound, denn es gibt keine MTC-Sounddekoder.





Abbildungen:


Die unterschiedlichen Platinen auf einen Blick.

1 v. oben:

Digitalplatine mit integriertem Dekoder und Soundgenerator. Hier gibt es praktisch kaum Eingriffsmöglichkeiten.

2. v. oben:

Digitalplatine mit Soundgenerator und MTC-Schnittstelle für Lokdekoder

3. v. oben

Tauschplatine mit 6-poliger Schnittstelle nach NEM 651. Gut zu erkennen der von mir verwendete ZIMO MS 500 N. Auf der Platine fehlen noch 4 Dioden - bedingt durch "Chipmangel".

4. v. oben:

Analog-Platine aus der 217 001-7.



Unter der Tauschplatine findet ein Tantal-Kondensator mit 470 uF seinen Platz.

Die Kabelverbindungen von dem darunterliegenden Drehgestell werden durch vorgesehene Bohrungen sicher am Pufferkondensator vorbeigeführt. Die Lötfahnen an den Drehgestellen kürzte ich etwas ein, um die Beweglichkeit unterhalb des Kondensators zu gewährtleisten.








Soundprojekte und der Blick auf die großen Vorbilder:


  • BR 218
    Bezogen auf die bei mir dargestellte Epoche IV gehört in die Baureihe 218 ein Soundprojekt eines MTU-12-Zylinder-Motors 12V 956 TB 10 bzw. TB 11 oder der Sound eines Pielstick-Motors. Die Auswahl des richtigen Soundprojektes hängt dabei von der konkreten Betriebsnummer der 218 ab, denn diese Baureihe unterteilt sich in diverse Lieferserien und erfuhr im Verlaufe der Zeit auch Motorumbauten. In späteren Epochen fanden sogar Remotorisierungen - also der Umbau auf neu entwickelte Dieselmotoren - statt.

    Klangbild und Soundprojekte:
    Für meine diversen Minitrix-218 greife ich künftig auf die ZIMO-Sondprojekte der 218 zurück. Einen Pielstick-Motor gibt es zwar bislang nicht als Soundprojekt für ZIMO, aber ich freue mich dennoch über den deutlich besseren Klang der nun zur Verfügung stehenden Soundfiles.



  • BR 215 , 217 (...und 216)
    Auch die konkrete Minitrix 215 049-8, sowie sämtliche 217 können mit dem richtigen Fahrdiesel-Sound bestückt werden, denn diese Vorbilder hatten alle den aus der Serien-216 bewährten MTU-Motor 16V 652 TB  verbaut.

    Die Besonderheiten der BR 217
    Der technologische Unterschied zwischen diesen Baureihen besteht jedoch in der Konfiguration mit Dampfheizung in der 215 und 216 einerseits, gegenüber der 217 mit E-Heizung und einem extra dafür verbauten Hilfsdieselmotor. Der Hilfsdiesel wirkte nicht nur auf den Generator für die E-Heizung, sondern konnte wahlweise als zusätzliche Leistungreserve über das Lokgetriebe genutzt werden - ein großer Vorteil im schweren Güterverkehr. Durch die direkte Einspeisung auf das Lokgetriebe war es sogar möglich, eine 217 allein über den Hilfsdiesel für geringfügige Rangierbewegungen in Fahrt zu setzen. Der 217-Hilfsdiesel entsprach übrigens dem Fahrmotor aus dem Dieseltriebzug VT 614.
    Eine weitere Besonderheit gegenüber der 215, 216 und 218 bestand auch in der nachträglichen Ausrüstung mit Scheibenbremsen.

    Was unterscheidet eine 215 von einer 216?

    Die dampfheizfähigen Lokomotiven der Baureihe 216 bilden den Ursprung der gesamten V160-Lokfamilie. Während die BR 217 mit ihrer E-Heizung einen neuen technologischen Schritt in Richtung der späteren 218 bildete, kann die Baureihe 215 - im Unterschied zur 216 - als dampfheizfähiges Bindeglied zur 218 verstanden werden.  Im Vorgriff auf mögliche Anpassungen der Baureihe 215 an die Baureihe 218 wurde eine einheitliche Rahmenlänge für diese Loks gewählt. Sie betrug gegenüber der nur 16 Meter langen 216 nunmehr 16,40 Meter. Auch die 217 erhielt zur Unterbringung ihrer E-Heiz-Komponenten bereits den längeren Lokkasten.
    Tatsächlich hätte eine 215 - im Gegensatz zur 216 - in eine 218 gewandelt werden können, denn beide Baureihen verfügten bewusst über weitgehend identische Lokrahmen- nebst Aufbauten.
    Einige 215 - nämlich die 215 001 bis 004 und 071 bis 093 wurden bereits werkseitig mit dem typischen "218-Motor" 12V 956 TB 10 ausgestattet.
    Auch die Verzögerungseinrichtungen waren unterschiedlich, denn die nur für 120 Km/h zugelassene BR 216 war lediglich klotzgebremst, während zur 215 mit  HG 140 Km/h zusätzlich eine hydrodynamische Bremse gehörte.  Diese sogenannte H-Bremse war übrigens auch Standard bei der 218.
    Überdies waren sämtliche 215 wendezugfähig, jedoch nicht alle 216.
    Als Besonderheit innerhalb der Baureihe 215 sollen noch die 3 Lokomotiven mit E-Heizung angeführt werden:
    Hier handelte es um einen technisch abweichenden Sonderweg, ausgeführt an der 215 030-, 031 und 032. In diese 3 Loks wurden - ähnlich der BR 217 - ebenfalls ein separater Hilfsdieselmotor für den elektrischen Generator verbaut. Im Gegensatz zur 217 wirkte dieses System jedoch nicht mit dem Flüssigkeitsgetriebe des Hauptdieselmotors zusammen, sondern arbeitete autark.

    Klanglich unterschieden sich die 215 mit MTU 16V 652 TB-Motoren jedoch nicht sonderlich von der 216, zumal Luftpresser- und Dampfheizerzeuger ebenfalls identisch waren. Marginale Unterschiede mochten die unterschiedlichen Lüfteranlagen ausmachen - für den Sound in Baugröße 1:160 ist das aber völlig unerheblich. Tatsächlich steht in der ZIMO-Database auch ein 215-Sound mit dem besagten MTU 16 V652 TB zum Download bereit. Diesen Soundfile werde ich nach dem Platinentausch natürlich nutzen.




Abbildung:


Die beiden Minitrix Modelle 215 049-8 , sowie 217 001-7 geben sich für dieses Foto ein Stelldichein.

Was liegt näher, als ein passender Sound für diese schönen Lokomotiven?

Das von Minitrix fälschlicherweise angebrachte Zugheizkabel gehört allerdings nicht an die 215 049-8; es was nur an den 215 030 bis 215 032 mit elektrischer Heizung zu finden.)



Klangbild BR 217 und Soundprojekt:

Bis heute gibt es leider noch kein eigenes Soundprojekt für die Baureihe 217 - soweit es ZIMO oder D&H betrifft.

Weil jedoch der Sound einer 217 aufgrund des baugleichen Hauptdieselmotors mit dem der 215 und 216 weitgehend übereinstimmt, wählte ich das Projekt der Serien-216 aus der ZIMO-Database aus.

Dabei verbleibt allerdings der Kompromiss im Klang des Hilfsdieselmotors, welcher sich bei der 217 eigentlich "satter" zeigen müsste, als es der Hilfdieselsound aus dem 216-Projekt hergibt. Tatsächlich war der Hilfsdiesel einer 216 auch wesentlich kleiner, denn er diente nur der Bordstromversorgung als Ladeerhaltung innerhalb der Lok, z.B. beim Aufrüsten oder im bloßen Dampfkesselbetrieb bei abgeschaltetem Fahrdiesel.

Für die Besoundung einer 217 steht aber immerhin dieses Hilfsdieselsample zur Verfügung - und das ist besser als Nichts...
Auch die Scheibenbremse der 217 verdient beim Abstimmen der Lok Beachtung: Das kreischende Anhaltegeräusch mit dem üblichen Klang klotzgebremster Räder sollte deutlich gedämpft werden, so dass nur ein relativ leiser Brems-Sound verbleibt.



Countdown für den ersten Probeplatinen-Test


Nun kommt die Stunde der Wahrheit:

Wird meine Probeplatine einwandfrei funktionieren, oder sind Nachbesserungen erforderlich?


Zunächst kann ich "Entwarnung" geben, denn grundsätzlich funktioniert mein Entwurf.

Dennoch gibt es einige Verbesserungsideen, um bei meinen weiteren Minitrix-Lokomotiven dieser Lokfamilie den Platinentausch so einfach wie möglich durchführen zu können.

Dazu gehört das Maschinenraumlicht: Auf meiner Probeplatine befinden sich zwei LED oberhalb der Platine. Davon erhoffte ich mir ein dezentes Durchscheinen an den Spalten zwischen Platine und Lokgehäuse, sowie eine gewisse Lichtbrechung in den Maschinenraumfenstern.

Beim Vorbild waren im Maschinenraum lediglich einige Glühbirnen verteilt. Meine Hoffnung, hier einen dezenten, indirekten Lichteinfall erzeugen zu können, funktionierte leider nicht. Das Resultat war vielmehr grünlich gefärbtes Licht, welches durch die dünne Platine den Weg in den "Maschinenraum" fand. Deshalb war Improvisation gefragt und so versetzte ich die beiden LED kurzerhand per Kupferlackdraht unter die Platine.

Jetzt wird der "Maschinenraum" zwar gut ausgeleuchtet - allerdings viel zu hell. Da jedoch die Maschinenraumbeleuchtung - in Ermangelung weiterer Funktionsausgänge - mit der Spitzenbeleuchtung gekoppelt ist, müssen bei der zu überarbeitenden "Klein-Serienplatine" Widerstände mit einem höheren Wert verbaut werden.

Leider stehen dem Fertigungsunternehmen zur Bestückung dieser Platinen nur kaltweiße LED zur Verfügung. Dieses kleine Manko lasst sich jedoch ganz elegant mit einem feinen Pinsel und etwas "Clear Orange" von AK lösen. Das Ergebnis ist ein sehr authentischer, warmweißer Lichtaustritt.


Sehr zufrieden bin ich mit der Passgenauigkeit der Platine und selbstverständlich auch mit den nun zur Verfügung stehenden Fahr- und Sound-Einstellungsmöglichkeiten. Wie weiter oben schon beschrieben, wird für die 217 ein Soundprojekt der Serien-216 verwendet.





Abbildungen:


Der erste Test auf dem Programmiergleis verlief erfolgreich. Gut zu erkennen sind die beiden LED für die Maschinenraumbeleuchtung - hier noch oberhalb auf der Platine. Das "Clear Orange" von AK leistet gute Dienste, um die gewünschte Lichtfarbe zu erzeugen.


Mit aufgesetztem Lokgehäuse wird die Wirkung der Beleuchtungseinrichtungen deutlich:

Die Spitzen- und Schlussleuchten sind perfekt, die Maschinenraumbeleuchtung ist jedoch deutlich zu hell. Hier besteht Änderungsbedarf hinsichtlich der nachzufertigenden Platinen.


Abbildungen:


Der erste Anlageneinsatz hat mich überzeugt:

Die Lok zeigte keinerlei Aussetzer im Sound- oder gar Fahrverhalten, obwohl die Anlage bereits mehrere Wochen nicht befahren wurde.

Ein toller Auftritt einer sehr authentischen Lok, zumal das Vorbild ebenfalls in Regensburg - meinem Anlagenthema - beheimatet war.








  • Fazit:
    Wie auch immer - die neu gewonnen Möglichkeiten werten die sehr schön umgesetzten Minitrix-Modelle dieser Lokfamilie deutlich auf, denn die frei verfügbaren Soundprojekte sind nicht nur individuell auf das Vorbild besser zugeschnitten, sondern auch qualitativ dem Minitrix-Sound deutlich überlegen.