"Edelhirsche" tiefergelegt - Kur für die Arnold-E 19


Dieser Beitrag widmet sich den Spur N-Modellen der einst weltweit leistungsfähigsten Einrahmenlokomotiven - und ganz beiläufig auch einer der formschönsten, deutschen Elektrolokomotiven.


Die in nur vier Exemplaren gebauten Vorbildlokomotiven wurden gegen Ende 1930er Jahre durch die
Deutsche Reichsbahngesellschaft bestellt und verblieben nach Kriegsende sämtlich im Bereich der späteren Deutschen Bundesbahn. Abgesehen von einer kurzen Episode gegen Ende der 6oer Jahre im Bahnbetriebswerk Hagen, waren die vier Loks traditionell stets im Bw Nürnberg beheimatet.
Wirklich beeindruckend ist die konstruktive Auslegung für Geschwindigkeiten bis 225 Km/h. Aber auch die einst zugelassene Höchstgeschwindigkeit im Regelbetrieb mit 180 Km/h ist absolut beachtlich, ebenso die installierte Leistung mit weit über 4000 KW.

Wohl aus ökonomischen Gründen ordnete die DB allerdings schon früh eine Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 140 Km/h an.


Kein Wunder, dass die E 19 in diversen Ausführungen schon seit Jahrzehnten sogar in Spur N erhältlich ist.

Bereits 1973 erschien die E 19 12 als Neuheit im Arnold-Rapido-Katalog. Für damalige Verhältnisse genügte das durchaus gelungene Modell auch gehobenen Ansprüchen und setzte mit den freistehenden Führerstandsaufstiegen ein Ausrufezeichen. Natürlich ist die Zeit nicht stehengeblieben, denn im Jahre 1998 erschienen unter den Artikelnummern 2491 und 2492 die völlig neu konstruierten E 19 11, sowie E 19 12 in verschiedenen Lackierungen aus dem Hause Arnold. Weitere Varianten sollten folgen.

Der Hersteller Arnold setzte auch mit der Neuentwicklung konsequent das E 19-Vorbild der Bauart Siemens um, also jene Lokomotiven mit dem charakteristischen Dachaufbau.

Dem standen die E 19 der Bauart AEG gegenüber, deren Lokkasten weitgehend eher den äußerlichen Merkmalen der E 18 entsprachen. Letztgenannte E 19 wurden und werden hervorragend durch Fleischmann in der Baugröße N produziert.




Abbildung:

Die E 19 von Arnold präsentiert sich auf diesem Foto bereits mit korrekter Lokkastenhöhe und modifizierter Dachausrüstung. Mit nur einwenig sachgerecht platzierter Farbe wirken auch die Dachisolatoren überzeugend. Die Stromabnehmer der Bauart SBS 39 mit eingezogener Oberschere (PIKO) perfektionieren die Dachausrüstung und zeigen den Zustand der Lok um 1966.

Auch die stahlblaue Lackierung mit Zierstreifen steht der Lok ausgezeichnet. Die E 19 12 war von den blau lackierten Exemplaren die einzige mit diesem edel wirkenden Zierstreifen.

Noch fehlt die Bremsausrüstung der Vorläufer - hier besteht weiterer Handlungsbedarf.



Natürlich sind beide Bauarten, also AEG und Siemens ein "must have" - vor dem Hintergrund einer Anlage nach Regensburger Vorbild ohnehin, schließlich waren die Original-E 19 dort häufig anzutreffen.

Man mag kaum glauben, dass die gerade einmal 4 Lokomotiven umfassende Baureihe doch eine beachtenswerte Vielfalt an epochal geprägten Änderungen des äußeren Erscheinungsbildes mit sich brachten.


Fast wäre die Sammelwelt der aufgezeigten E 19 aus den jüngeren Produktionsjahren perfekt, wenn doch die Arnold-Neukonstruktion nicht einwenig zu "hochbeinig" ausgefallen wäre.

Das wollte ich unbedingt ändern!


Auch auf meine persönliche Modellauswahl und die damit einhergehenden Modifikationen werde ich eingehen.




Abbildung:

Hier zeigt sich die völlig "schachtelfrische" E 19 02 von Fleischmann in der ursprünglichen, weinroten Lackierung mit den überaus gefälligen Frontschürzen.

Bei Ablieferung trugen diese seinerzeitigen Prestige-Lokomotiven auch martialisch wirkende Hoheitszeichen, von deren politischen Hintergrund ich mich allerdings ausdrücklich distanziere.

Meine Betrachtung gilt allein diesen formschönen und technisch beeindruckenden Maschinen - und selbstverständlich gehört ein Modell in der Ursprungsausführung dazu.


Museal erhalten geblieben sind übrigens zwei von vier Exemplaren - je eine Lok von AEG und Siemens, zurückversetzt in den hier am Modell dargestellten Ursprungszustand.


Modellwahl:


Gewiss bietet die Baureihe E 19 reichlich Schreibstoff und natürlich gibt es entsprechend aufbereitetes Material zur Geschichte dieser besonderen Lokomotiven.

Deshalb möchte ich hier mehr die Modelle in den Vordergrund rücken und nur an jeweils geeigneter Stelle auf gewisse Einzelheiten der Vorbilder eingehen.

So stand zunächst die grundsätzliche Überlegung im Raume, welchen epochalen Zeitraum meine gewünschten Modelle überhaupt abdecken sollten. Immerhin boten die vier Vorbildlokomotiven E 19 01, E 19 02, E 19 11, sowie E 19 12 die unterschiedlichsten Erscheinungsformen in weinrot, grün und blau mit und ohne Zierstreifen. Noch in der ersten Hälfte der 50er Jahre trugen die ursprünglich alle weinrot abgelieferten Loks elegante Frontschürzen und im Laufe der Dienstzeit bis 1977 zeigten sich die E 19 mit den verschiedensten Stromabnehmerbauarten.


Deshalb entschloss ich mich zu einer Festlegung:

Die Epoche III-Ausführungen sollen ab 1966 dargestellt werden, während die Epoche IV-Modelle den letzten Zustand abbilden werden. Dazu bediente ich mich der vorhandenen Fotoquellen, um den jeweiligen Zustand abzugleichen:


Epoche III (um 1966)

  • E 19 01 => blau => Stromabnehmer SBS 39 mit eingezogener Oberschere und Doppelschleifstück
  • E 19 11 => grün => Stromabnehmer DBS 54
  • E 19 12 => blau => Stromabnehmer SBS 39 mit eingezogener Oberschere und Doppelschleifstück


Epoche IV (letzter Betriebszustand)

  • 119 002-4 => blau => Stromabnehmer SBS 39 mit eingezogener Oberschere und Doppelschleifstück
  • 119 012-3 => blau => Stromabnehmer DBS 54


Auf diese Weise erhalte ich in beiden Epochen mindestens je eine E 19 der Bauarten AEG und Siemens und zusätzlich auch eine repräsentive grüne Lok der Epoche III.

Angemerkt sei, dass die 119 001-6 im letzten Betriebszustand bereits die vorgezogenen DB-Signalleuchten aufwies und somit bis zum jetzigen Zeitpunkt in Spur N nicht als Großserienmodell erhältlich ist. 



Modifikationen der verschiedenen Modelle


Teil 1: Tieferlegung


Neben der vorbildnahen Anpassung sowohl im Dach- als auch Fahrwerksbereich, steht besonders die Tieferlegung des Arnold-Modells im Vordergrund. Immerhin bietet Arnold mit der neu konstruierten E 19 ein attraktives Gehäuse der Bauart Siemens an und glücklicherweise stimmen die vertikalen Proportionen des eigentlichen Lokkastens mit dem Fleischmann-Modell überein.



Abbildung:

Beide Bauarten im direkten Vergleich: Hier sind es die E 19 12 von Arnold in Epoche III und die 119 002-4 von Fleischmann in der Epoche IV-Ausführung.

Neben den baulichen Unterschieden der verschiedenen Vorbilder fällt das Arnold-Modell leider durch die zu hohe Positionierung des ansonsten sehr schönen Lokkastens auf. Dabei darf der Fleischmann-Lok eine ziemlich maßstäbliche Höhenlage attestiert werden.




Allerdings gestaltet sich die Sache nicht so einfach, denn die Tieferlegung des Lokkastens gegenüber dem Chassis bedingt den Wegfall der untenliegenden Leiterplatine, somit auch den Wegfall der Drehgestellabstützung.

Im Umkehrschluss bedeutet das einen völlig anderen Ansatz, denn schließlich soll auch noch ein Digitaldecoder, sowie LED-Beleuchtung untergebracht werden.

Die Lösung liegt hier in einer integrierten Neukonstruktion zur gleichzeitigen Drehgestellabstützung, Kabelführung, Decoderaufnahme und Motoraufnahme. Zu beachten ist auch, dass der Original-Motor nicht mehr verwendet werden kann, da die Lage der Motorwelle sinnvollerweise mit den tiefer eintauchenden Getriebetürmen der Drehgestelle korrespondieren müssen.

Zu beachten ist auch, dass der metallische Chassis-Grundkörper an keiner Stelle geschwächt werden sollte. Bei meiner Konstruktion blieb der Grundkörper völlig original erhalten.




Abbildungen:

Im Mittelpunkt dieses Umbaus steht ein neu durchdachtes Bauteil, welches mit dem unveränderten Rahmen und den ebenso unveränderten Drehgestellen korrespondiert. Wegen der nun fehlenden Leiterplatte sind allerdings Kabelzuführungen an den Drehgestellen anzulöten.




Abbildungen:

Gut zu erkennen ist die integrierte Aufnahme für den Decoder, den Motor, sowie die durchdachte Kabelführung.

Der neue Glockenankermotor wird von oben mitsamt einem passgenauen Deckel eingesetzt. Diese technische Lösung ist notwendig, um die wichtigen Versteifungen im Original-Rahmen belassen zu können.




Abbildungen:

Die weitere Komplettierung offenbart den Sinn der Kabeldurchführung: Eine exakt bemessene Selbstbau-Platine findet unter dem Dachaufbau genügend Freiraum, um sämtliche elektrischen Verbindungen miteinander zu verschalten. Auf diese Weise lässt sich das Fahrzeug zu Wartungszwecken bedarfsweise auch wieder demontieren.

Das Spitzenlicht wird durch eine warmweiße SMD-LED der Bauform 0402 realisiert.



Abbildung:

Diese Gegenüberstellung zeigt das Ergebnis der Tieferlegung. Die Arnold-E 19 verfügt nun über die nahezu gleiche Puffer- und Lokkastenhöhe wie das Fleischmann-Pendant. Der Lokkasten sitzt um 0,7 mm tiefer. Dabei ist zu beachten, dass die Indusi-Magneten in der Lokmitte nicht das Maß der Schienenoberkante erreichen dürfen.

Abgesehen von optischen Details und der noch fehlenden Vorläufer-Bremsanlage kann sich die Arnold-E 19 nun absolut sehen lassen. Auch die Fahreigenschaften sind sehr angenehm, leise und seidenweich.


Eine kleine Bemerkung auch zu den unterschiedlichen Führerstands-Seitenfenstern:

Das entspricht so dem Vorbild und wurde von beiden Herstellern völlig richtig umgesetzt. Gleichwohl ist der freie Führerhausdurchblick des Fleischmann-Models doch ein optischer Gewinn gegenüber der Arnold-Lok.




Modifikationen der verschiedenen Modelle


Teil 2: Dachausrüstung


Nachdem die Arnold-E 19 nun auf eine modellgerechte Höhe gebracht wurde, sollen nun auch die unterschiedlichen Dachausrüstungen angepasst werden.

Was zu beachten ist und welche Schritte beim Umbau auf DBS 54-Stromabnehmer von mir vorgenommen wurden, erkläre ich im untenstehenden Bildteil.

Diese Umbaumaßnahmen betreffen AUSSCHLIESSLICH die Lokomotiven E 19 11 und E 19 12 und auch NUR in Abhängigkeit des jeweiligen Einsatzzeitraumes, aber auf jeden Fall die 119 011-5 (nicht in N erhältlich) und 119 012-3 (Arnold).

Für meine übrigen E 19 mit Tauschbedarf verwendete ich den SBS 39 mit eingezogener Oberschere aus dem Hause Piko.




Abbildungen:

Der Umbau auf DBS 54-Stromabnehmer erfordert eine mechanische Bearbeitung der Dachfläche, denn Arnold liefert einheitlich den Grundrahmen für Altbau-Stromabnehmer mit  l i e g e n d e n  Isolatoren. Das Vorbild des DBS stützt sich jedoch auf einem Grundrahmen mit  s t e h e n d e n  Isolatoren ab. Um das so darzustellen, nutzte ich die passende Imitation, ebenfalls aus dem Hause Arnold. Dazu muss die Dachfläche jedoch unter äußerster Vorsicht begradigt werden.




Abbildungen:

Zur Justierung der neuen Isolator-Imitation sind zusätzlich zwei Bohrungen nötig. Der richtige Abstand ergibt sich durch mittiges Vorbohren von der Gehäuseinnenseite an der Kupferblechbefestigung. Anschließend wird mit einem 1,2 mm-Bohrer von oben aufgebohrt. Die Passprobe zeigt, dass sich alles gemeinsam montieren lässt.




Abbildungen:

Mit nur wenigen Pinselstrichen kann eine enorme Wirkung erzielt werden: Die Stromabnehmer-Grundplatte erhält die Dachfarbe und jeder Isolator wird vorsichtig in dunkelbraun lackiert. Die Isolatorfüße bleiben übrigens rot, denn das sind beim Vorbild Metallfüße zum Verschrauben am Lokdach.




Abbildungen:

Dieser hier gezeigte Stromabnehmerumbau am Beispiel der grünen E 19 11 wurde mit einem dezenten Weathering entsprechend vorliegender Farbaufnahmen der Vorbild-Lok finalisiert. Insgesamt überzeugt die nun authentisch nachgebildete Dachausrüstung und hat den aufdringlichen Plastikglanz hinter sich gelassen.



Abbildung:

Hier legt sich die zurückhaltend grün lackierte E 19 11 mit einem D-Zug in die Kurve.

Die vorbildgerechte Dachausrüstung und die feine Patinierung stehen der Lok ausgezeichnet. Das Vorbild war mindestens seit 1966 mit Stromabnehmern der Bauart DBS 54 ausgestattet.

Nur die blaue E 19 12 erhielt noch kurz vor der Umzeichnung in 119 012-3 ebenfalls den DBS 54-Scherenstromabnehmer montiert.


Leider benötigt auch diese Arnold-E 19 noch dringend die Bremsausrüstung und Bahnräumer an den Vorläufern.

Dennoch vermittelt dieses Foto den gelungenen Gesamteindruck dieser authentisch modifizierten E 19 11.


Übrigens blieb die E 19 11 als einzige ihrer Baureihe bis zu ihrem Einsatzende grün lackiert.




Teil 3: Bremsausrüstung an den Vorläufern


Handlungsbedarf besteht - wie bereits mehrfach angemerkt - auch im Bereich der Vorläufer, denn leider versäumte es Arnold, dieser wirklich schönen Lokomotive eine entsprechende Bremsanlage nebst Bahnräumer zu spendieren.

Hier sehe ich zwei Möglichkeiten:


  • Das gut abgestimmte Programm eines Kleinserienherstellers
  • 3D-Druck unter Verwendung einer eigenen Konstruktion


Da ich doch über mehrere Arnold-E 19 verfüge, nutzte ich bereits aus Kostengründen meine CAD-Kenntnisse und konstruierte mir selbst die benötigten Bauteile.


Es ist selbstredend, dass diese sehr feinen Teile nur im SLA-Verfahren gedruckt werden können. Zusammen mit anderen Druckbauteilen für weitere meiner Modellbauprojekte, gilt es zunächst das fertige Druckergebnis abzuwarten. Das kann noch ein Weilchen dauern.

Abhängig vom Ergebnis werde ich mich dann für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden.


Die Fortsetzung erfolgt also später...