Diorama "Stillgelegte Kleinzeche" (fiktiv)


Die GrundIdee zu diesem Diorama entwickelte sich aus einer lockeren Unterhaltung mit meiner Frau und ihrer großen Wertschätzung gegenüber der Natur. Obwohl meine Frau nicht sonderlich modellbahnaffin ist, schlug sie vor, eine "Mini-Naturlandschaft" für ihr Regal unter meiner Anleitung mitgestalten zu wollen - zumindest soweit es  sich um die Begrünung  handelt. Das brachte mich schließlich auf den Gedanken, die zurückerobernde Natur mit dem morbiden Charme einer stillgelegten Zeche zu verbinden. Diese darzustellende Symbiose aus Natur und vergangener Technik im Dioramenformat überzeugte sogar meine Frau.


Um den zu betreibenden Aufwand in einem überschaubaren Rahmen zu halten, sollte die Zechenanlage aus einem handelsüblichen Bausatz entstehen. Das nur wenig üppige Angebot im Maßstab 1:160 rückte schließlich den Faller-Bausatz "Königsgrube" in den Mittelpunkt meines Interesses. Eigentlich sagte mir dieser doch deutlich kitschig anmutende Bausatz nie so richtig zu. Das ist sicher auch meinem Verständnis für einst real existierende Zechen aus meiner Bundesbahnzeit im Ruhrgebiet geschuldet.

Der Faller-Bausatz scheint auf diese, überaus gewaltigen Montananlagen abheben zu wollen, jedoch in einer modellbahn-branchentypisch verniedlichten Form.  Bei näherem Hinsehen allerdings, taugt der Bausatz sehr wohl - allerdings lediglich zur Darstellung einer respektablen Kleinzeche, also einer Schachtanlage in relativ kompakter Bauweise mit einer weitaus geringeren Förderleistung.


Das zu bauende Diorama lässt bewusst offen, ob es sich um eine Steinkohlen-, oder beispielsweise erzfördernde Zeche handelt.

Kleinzechen ähnlicher Größe gab es nicht nur im Ruhrgebiet, sondern u.a. auch im Saarland (Steinkohle) oder Siegerland (Eisenerz). Vorallem die für eine Kleinzeche bereits beeindruckende, zweigeschossige Bauweise des Faller-Fördergerüstes lassen den fiktiven Standort eher an den letztgenannten Orten vermuten.

Selbstverständlich gehört eine gründliche Modifikation des handelsüblich-profanen Bausatzes zum Plan der Dioramengestaltung.



Teil 1 - Fördergerüst, Schachthalle und Bausatz-Grundplatte


Abbildung rechts:


Welche Veränderungen möglich sind, zeigt das Foto in recht eindrücklicher Weise.

Der Plastikglanz ist einer naturrealischen Optik gewichen. Das erreichte ich durch Airbrushtechniken und dem sogenannten "Granieren", also einer Pinseltechnik mit minimalstem Farbauftrag. Verwendung fanden außerdem Farbpigmente und feine Washings.


Man beachte auch die "Durchrostungen" (Lötkolben), sowie die altersschwachen Geländer.



Abbildung links:


Das schachtelfrisch zusammengesetzte Fördergerüst zeigt sein bausatztypisches Plastikfinish in "voller Pracht".

Für meine Zwecke ist ein solches Aussehen natürlich nicht hinnehmbar. Dennoch ist ein komponentenweiser Zusammenbau der noch weitgehend unbehandelten Bauteile sinnvoll - vorallem in diesem Fall.




Abbildung links:


Detailaufnahme der oberen Bühne mit Seilscheibe.


Besonders viel Wert legte ich auf Verwitterungseffekte dieser fiktiv schon länger stillgelegten Zechenanlage.

Nichts soll an einen  einfachen Plastikbausatz erinnern.



Abbildung oben und unten:


Die Bruchstein-Wände der Schachthalle luden mich zu einer kleinen Bearbeitung ein. Im Gegensatz zum Fördergerüst empfiehlt sich hier eine Behandlung vor dem eigentlichen Zusammenbau. Zunächst wurden die Bruchsteine in leicht abweichenden Farbtönen handcoloriert. Die Fugen erhielten passende Farbpigmente und mit einem tiefmatten Klarlack versiegelte ich die Mauerteile.

Um die Baufälligkeit des Gebäudes zu unterstreichen, behandelte ich die Fenstereinsätze ganz individuell.


Besonderes Fingerspitzengefühl erforderten die Holztüren- und Tore. Die Plastikoptik soll dem Eindruck verwitternden Holzes weichen. Neben verschiedenen Beige-, Braun- und Weißtönen, sowie einem dunklen Washing, zückte ich hier auch ein scharfes Skalpell. Mit einer feinen Spitzzange brachte ich das vermeintlich herausbrechende "Holz" in Form.





Abbildung links:


Der Zusammenbau erfolgt auf einer mitgelieferten Grundplatte.

Es ist eine ziemlich gute Idee, diese Grundplatte ausgiebig farblich vorzubehandeln.

Welche Effekte möglich sind, zeigt das Lorengleis; es ist nämlich fester Bestandteil der besagten Grundplatte.



Abbildung rechts:


Nicht nur das Lorengleis, sondern auch die Betonfundamente und Treppen sollten ausgiebig berücksichtigt werden. 

Den restlichen Boden behandelte ich mit Texturen. Auf diese Weise lässt sich die Grundplatte später gut in das Diorama einfügen und mit nahtloser Begrünung bzw. weiteren Methoden optimieren.





Abbildung links:


Ein kleines Detail mit großer Wirkung:


Da die Schachthalle herstellerseitig nicht mit einer Inneneinrichtung versehen ist, half hier nur entsprechende Nacharbeit.

Natürlich ist das Schachtgerüst ein wesentlicher Bestandteil einer Zeche und es sollte auch im Modell nicht inmtten einfach unterbrochen sein, sondern mindestens bis zur Bodenplatte, der sogenannten "Rasenhängebank" reichen. Deshalb passte ich nicht nur ein brauchbares Fachwerk aus der Bastelkiste in das Gebäudeinnere ein,  sondern ergänzte  auch eine "Stahl"- Zwischenebene als "Höhenhängebank".


Die Wirkung solcher Einbauten weiß man erst zu schätzen, sollten diese nämlich fehlen:

Das wäre besonders der Fall beim Blick von oben durch die Dachöffnung - und gähnende Leere wirkt an dieser Stelle eben nicht sonderlich überzeugend.



Abbildung links:


Dieses Dachelement gehört ebenfalls zum Umfang des Bausatzes und besteht eigentlich nur aus einem rechteckigen, flachen Plastikteil.

Das musste von mir einfach individuell aufbereitet werden - immer mit dem klaren Ziel, dem Modell einen maroden Charme einzuhauchen.


Für die Umsetzung nutzte ich wieder das Skalpell und eine sehr gute Nagelschere. Die Spitzzange sorgte für die Biegungen und den "Dachdurchhänger". Der Rostauftrag erfolgte durch Mischen von Farbpigmenten und diversen Washings. Für noch besseres Verlaufen der Rostspuren half ich mit einem superfeinen Pinsel, mit ganz wenig Wasser benetzt, entsprechend nach.




Abbildung oben und unten:


"Lost Place"

Das fertige Fördergerüst mit Schachthalle und Anbauten vermittelt einen ersten Eindruck vom Stilleben einer abgeworfenen Schachtanlage.

Die Illusion ist perfekt: Schon jetzt vermag man sich in die Szenerie gut hineinzuversetzen:

Korrosion, morsches Holz und eingeschlagene Fenster bestimmen das Bild. Eine einsame Lore steht verlassen auf dem Gleis und das Förderseil ist längst durchtrennt. Hier findet wohl nur noch weiterer Zerfall statt. Stille, statt Betriebsamkeit, vielleicht eine im Wind schlagende Tür oder tropfendes Wasser aus einer defekten Regenrinne...


Übrigens verzichtete ich bewusst auf das vorgesehene Dach über dem Fördergerüst, um der Schachtanlage einen individuellen Charakter zu verleihen.












Fortsetzung folgt...